Berlin (EAST SEA) Montag, Februar 25th, 2019 / 11:28

Venezuela-Krise: Wie weiter, Juan Guaidó?

Stand: 25.02.2019 06:45 Uhr

Nach den dramatischen Ereignissen an Venezuelas Grenzen am Wochenende bleibt die Stimmung angespannt. Der selbst ernannte Übergangspräsident Guaidó trifft heute Staatschefs der Lima-Gruppe und US-Vizepräsident Pence zu Beratungen.

Von Anne-Katrin Mellmann, ARD-Studio Mexiko-Stadt, z. Zt. Caracas

Seit dem Wochenende ist Venezuelas selbst ernannter Übergangspräsident Juan Guaidó nicht mehr im Land. Und es ist unklar, ob und wann er zurückkehren kann: Schon am Freitag hatte er die Grenze nach Kolumbien überquert – dem Ausreiseverbot der sozialistischen Maduro-Regierung zum Trotz.

In Cúcuta führte der 35-Jährige am Samstag den Transport der Hilfsgüter in Richtung Grenzübergänge an und scheiterte. Die Aktion endete in Chaos und Gewalt, LKW mit Hilfsgütern gingen in Flammen auf. Hunderte Menschen wurden bei Auseinandersetzungen mit venezolanischen Sicherheitskräften und Paramilitärs verletzt. An der venezolanisch-brasilianischen Grenze gab es sogar Tote. Guaidó hat der Welt den Beweis geliefert: Die Maduro-Regierung sei zu allem bereit, um dringend benötigte Hilfe zu verhindern.

Angespannte Stimmung an der Grenze zu Venezuela | Bildquelle: AP

galerie

Angespannte Stimmung im Grenzgebiet von Kolumbien und Venezuela

Konflikt um Hilfslieferungen

“Das ist ein sehr schwieriger Moment für unser Land. Gestern haben wir ein beispielloses Verbrechen gesehen. Hilfsgüter, die andere Länder uns geschickt haben und die Kolumbien für uns aufbewahrt hat, wurden verbrannt. Venezolanische Freiwillige wollten die Hilfe in unser Land bringen. Heute haben sie nochmals darauf gedrängt – aber vergeblich. Wieder beginnt für Venezuela ein Tag in der schweren Krise, die hätte gemildert werden können”, so Guaidó in der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá, wo er heute die Staatschefs der Lima-Gruppe und US-Vize Mike Pence trifft. Dort wurde Guaidó mit rotem Teppich und militärischen Ehren empfangen. In Venezuelas Hauptstadt Caracas nennt ihn Nicolas Maduro die “Marionette von Donald Trump” und einen “Putschisten”.

Während der dramatischen Ereignisse an den Grenzübergängen, die Maduro kurz vor Beginn der Hilfsgüter-Transporte hatte schließen lassen, feierte die sozialistische Regierung mit ihren Anhängern, tanzte Maduro mit seiner Frau auf der Bühne und kündigte später die diplomatischen Beziehungen zum Nachbarn Kolumbien.

Machtkampf erreicht neuen Höhepunkt

Der Machtkampf  hat einen neuen Höhepunkt erreicht: Der venezolanische Analyst Vicente León nennt ihn einen Krieg. Dass es Guaido weder geschafft hat, die humanitäre Hilfe ins Land zu bringen, noch das Militär zu spalten, bedeute keine Niederlage in diesem Krieg.

“Wer in eine Schlacht zieht, muss damit nicht den Krieg gewinnen. Es geht darum, den Gegner zu schwächen. In diesem Krieg wird es noch viele Schlachten geben. In der Schlacht um humanitäre Hilfe hat die Opposition die Regierung an diesem Wochenende gezwungen, Hilfslieferungen zu attackieren und zu blockieren und damit ihr internationales Bild verschlechtert”, so León. “Man hat eine Regierung gesehen, die unterdrückt und zu Gewalt greift. Viel wichtiger ist aber das Bild, das unsere verarmte Bevölkerung jetzt hat: Obwohl sie leidet, greift die Regierung die Hilfslieferungen an, die die Menschen so dringend brauchen.”

Das schiebe die Verantwortung klar auf die Seite der Maduro-Regierung. Auch wenn sich die extreme Versorgungskrise wegen der ausgeweiteten US-Sanktionen in den kommenden Wochen verschärfen dürfte, werde die Bevölkerung die Schuld daran Maduro geben, meint León. Das wird den Druck im Land erhöhen.

Insofern hat Guaidó im Streit um die humanitäre Hilfe mehr gewonnen als die Maduro-Regierung. Verlierer sind die Menschen, die unter der Krise leiden.

mp3

 

Quelle: https://www.tagesschau.de/ausland/venezuela-krise-121.html

Aufrufe: 24

Related Posts