Berlin (EAST SEA) Freitag, März 1st, 2019 / 22:32

Pakistan lässt indischen Piloten frei

Pakistan macht seine Ankündigung wahr und entlässt einen Piloten der indischen Luftwaffe in sein Heimatland. Von einer “Geste des Friedens” ist die Rede. Auf das Gesprächsangebot an Indien reagiert die dortige Regierung bisher aber nicht.

Fernsehbilder zeigen den indischen Piloten vor der Übergabe in der Nähe der indisch-pakistanischen Grenze. (Foto: REUTERS)

Zwischen den Atommächten Indien und Pakistan gibt es nach der bedrohlichen militärischen Konfrontation ein erstes Zeichen der Entspannung. Pakistan ließ einen festgesetzten indischen Piloten frei. Abhinandan Varthaman, Oberstleutnant der indischen Luftwaffe, wurde am Abend (Ortszeit) den indischen Behörden am Grenzübergang Wagah in der Provinz Punjab übergeben, wie die Außenministerien beider Länder mitteilten.

Der pakistanische Ministerpräsident Imran Khan hatte die Übergabe am Donnerstag als “Geste des Friedens” angekündigt. Auf Fernsehbildern war zu sehen, wie Varthaman, von Soldaten flankiert, zu Fuß die Grenze nach Indien überquerte. Prominente Inder wie der Cricket-Superstar Virat Kohli feierten den Piloten in sozialen Medien als “echten Helden”. Bollywood-Star Shah Rukh Khan hieß den Piloten mit einem Bild indischer Flaggen auf Twitter willkommen.

Die Spannungen zwischen den verfeindeten Atommächten Indien und Pakistan hatten sich in den vergangenen Tagen zugespitzt. Sie streiten sich um die Region Kaschmir. Nachdem Indiens Luftwaffe in der Nacht zum Dienstag zum ersten Mal seit 1971 einen Angriff auf pakistanischem Gebiet geflogen hatte, schoss Pakistan nach eigenen Angaben am Mittwoch zwei indische Kampfflugzeuge ab. Nach Darstellung der indischen Streitkräfte war Varthaman mit seinem Fallschirm auf pakistanisches Gebiet getrieben. Indien hatte nach eigenen Angaben ein Ausbildungslager der Terrorgruppe Jaish-e-Mohammed in Pakistan angegriffen, die einen Anschlag im indischen Teil Kaschmirs für sich reklamiert hatte. Bei dem Anschlag am 14. Februar waren 40 indische Sicherheitskräfte getötet worden.

Vorwürfe gehen weiter

Die Übergabe des Piloten könnte ein vorläufiges Ende der Eskalation markieren – trotz anhaltender Spannungen: Pakistans Außenminister Mehmood Qureshi sagte seine Teilnahme an einem Treffen der Organisation für Islamische Zusammenarbeit in Abu Dhabi ab, weil seine indische Amtskollegin Sushma Swaraj als Ehrengast eingeladen war.

Aus Regierungskreisen in Neu Delhi hieß es, dass allein die Freilassung Varthamans Indien längst nicht reiche, um den Dialog mit dem Nachbarland wieder aufzunehmen. Pakistan habe die Eskalation provoziert, um von seiner Unterstützung für Terrorgruppen abzulenken. Islamabad müsse endlich gegen Gruppen wie Jaish-e-Mohammed vorgehen, die von Pakistan aus operierten – Pakistan bestreitet dies.

In einem von der pakistanischen Armee verbreiteten Video hatte der festgesetzte indische Oberstleutnant erklärt, er werde gut behandelt. Die pakistanischen Armeeoffiziere seien “durch und durch Gentlemen”. Der Tee, den er bekommen habe, sei “fantastisch”. Aber auch Videos davon, wie Varthaman nach seiner Landung in Pakistan, in einer Pfütze liegend, von einer aufgebrachten Menge geschlagen wurde, wurden im Internet verbreitet – sowie davon, wie er blutend, gefesselt und mit verbundenen Augen von der Armee befragt wurde.

“Vulgäre Darstellung” des Gefangenen

Indien legte diplomatischen Protest über die “vulgäre Darstellung” des Gefangenen ein, die gegen die Genfer Konvention verstoße. Deren Bestimmungen schreiben vor, dass Kriegsgefangene unter anderem vor “öffentlicher Neugier” zu schützen sind. Viele indische Medien und Internetnutzer feierten die bedingungslose Übergabe als Sieg Indiens. In Pakistan wiederum schlugen zahlreiche Nutzer von sozialen Medien Khan für den Friedensnobelpreis vor.

Sein indischer Amtskollege Narendra Modi sagte bei einem Wahlkampfauftritt: “Traurigerweise haben einige Parteien, von Modi-Hass geleitet, angefangen, Indien zu hassen.” Diese Parteien unterstützten, im Gegensatz zur Nation, weder die Streitkräfte noch Indiens Kampf gegen den Terror, erklärte er. Modi war in die Kritik geraten, weil er trotz der Krise seine geplanten Wahlkampfauftritte vor der bis Ende Mai anstehenden Parlamentswahl wahrnahm und sich nicht an die Nation wandte – etwa in Form einer Fernsehansprache.

Seit der Unabhängigkeit des früheren Britisch-Indien und seiner Trennung in Indien und Pakistan im Jahr 1947 beanspruchen beide Länder Kaschmir für sich – sie kontrollieren jeweils einen Teil. Die heutigen Atommächte führten bereits zwei Kriege um das Himalaya-Tal.

Quelle: n-tv.de, mli/dpa

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