Berlin (EAST SEA) Sonntag, Juni 30th, 2019 / 13:05

Donald Trump trifft Kim Jong Un an innerkoreanischer Grenze

Als erster amtierender US-Präsident hat Donald Trump nordkoreanischen Boden betreten. Er und Machthaber Kim Jong Un vereinbarten die Wiederaufnahme der Atomgespräche.

Nordkorea – Donald Trump und Kim Jon Un treffen sich zum dritten Mal
Trump hat als erster amtierender US-Präsident nordkoreanischen Boden betreten. Das Treffen mit Nordkoreas Machthaber Kim hatte er tags zuvor auf Twitter vorgeschlagen. © Foto: Kevin Lamarque

US-Präsident Donald Trump ist in der demilitarisierten Zone zwischen dem nord- und südkoreanischen Staatsgebiet eingetroffen und hat dem nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Un die Hand geschüttelt. Auch hat Trump damit als erster amtierender Präsident nordkoreanischen Boden betreten. Das außerplanmäßige Treffen war eine spontane Idee des US-Präsidenten, um Kim “mal kurz Hallo zu sagen”. So hatte Trump es wenige Stunden zuvor bei einer Pressekonferenz mit dem südkoreanischen Präsidenten Moon Jae In gesagt.

Kim sagte, er hätte nicht erwartet, Trump jemals an der Grenze zu treffen. Trump betonte mehrmals sein gutes persönliches Verhältnis zu Kim, dem er bereits zweimal bei Gipfeltreffen in Singapur und Hanoi begegnet war. “Wir mochten uns vom ersten Tag an”, sagte Trump. Er wolle Kim “jetzt gleich ins Weiße Haus einladen”, sagte Trump. Auch Kim nannte das Verhältnis zu Trump “exzellent”. Der Handschlag habe “eine große Bedeutung für den Frieden”, sagte Kim. “Wir werden die Vergangenheit hinter uns lassen und in die Zukunft schreiten.”

Der Besuch des US-Präsidenten in Korea ist planmäßig. Die Einladung an Kim, sich zu treffen, formulierte Trump hingegen erst einen Tag zuvor bei Twitter. Wenige Stunden später habe Kim die Einladung angenommen, wie Moon bei derselben Pressekonferenz bestätigte.

Nach dem fast einstündigen Gesprächs kündigte Trump an, die im Februar eingefrorenen Atomverhandlungen wieder aufzunehmen. “Wir hatten ein sehr, sehr gutes Treffen mit dem Vorsitzenden Kim”, sagte er Reportern, nachdem er sich vom nordkoreanischen Staatschef verabschiedet hatte. Beide Seiten hätten sich darauf geeinigt, Verhandlungsteams aufzubauen, die sich bereits innerhalb der nächsten zwei bis drei Wochen treffen sollen. Die US-amerikanische Delegation soll vom aktuellen Nordkorea-Beauftragten Stephen Biegun angeführt werden. Da die beiden Staaten keine diplomatischen Beziehungen unterhalten, erfüllt er teilweise die Aufgaben eines Botschafters.

Trump sagte aber auch, er sei nicht darauf aus, schnell ein Abkommen zu unterzeichnen. Es ginge nicht um Geschwindigkeit, keiner wisse, wie sich die Dinge entwickeln würden. Insgesamt gab er sich dennoch sehr zufrieden. “Dies war ein sehr legendärer, sehr historischer Tag”, sagte der US-Präsident. Auch Südkoreas Präsident Moon zeigte sich zufrieden. Das Treffen zwischen Trump und Kim würde 80 Millionen Koreanerinnen und Koreanern Hoffnung machen, sagte er im Gespräch mit Journalisten. Sowohl was die atomare Abrüstung als auch den Friedensprozess belange, hätte man heute eine Hürde überwunden.

Dritter Teil der Geschichte von Donald Trump und Kim Jong Un

Die Begegnung in der demilitarisierten Zone war das dritte Aufeinandertreffen der beiden. Bei einem ersten Gipfeltreffen zwischen Trump und Kim im Juni 2018 in Singapur hatte Nordkoreagrundsätzlich einer Denuklearisierung zugestimmt. Es wurden aber keine konkreten Schritte vereinbart. Ein zweiter Gipfel im vietnamesischen Hanoi scheiterte, weil die Positionen beider Seiten sich nicht angenähert hatten. Nordkorea hatte angeblich die Aufhebung aller Sanktionen gefordert, aber nur eine Teildenuklearisierung angeboten. Seither stehen die Atomgespräche zwischen Nordkorea und den USA still.

Der Konflikt um das Atomprogramm des größtenteils isolierten nordkoreanischen Staates beschäftigt die internationale Staatengemeinschaft seit Langem. Trump hatte Bewegung in den Konflikt gebracht, als er sich ohne Umwege direkt mit dem Machthaber aus Pjöngjang traf. Seitdem signalisierte Nordkorea die grundsätzliche Bereitschaft zur atomaren Abrüstung – doch wie ernst diese gemeint ist, kann noch niemand verlässlich einschätzen.

Vor dem Treffen mit Kim hatte Trump sich zunächst an der Seite von Moon von südkoreanischen Militärs den Aufbau des Grenzstreifens erklären lassen. “Es ist ein anderer Ort geworden”, sagte er. Viel sei bereits erreicht worden. Der US-Präsident verwies darauf, dass in unmittelbarer Nähe der Grenze 35 Millionen Menschen von nordkoreanischen Waffen bedroht seien. Südkoreas Hauptstadt Seoul ist lediglich 50 Kilometer von der Demarkationslinie entfernt. Die vier Kilometer breite und 250 Kilometer lange Grenzanlage trennt seit dem Koreakrieg (1950–1953) die beiden Bruderstaaten voneinander. Im Gegensatz zum Ausflug auf nordkoreanisches Gebiet ist es eine Tradition von US-Präsidenten, die Grenze zu besuchen: Seit Ronald Reagan sind alle Amtsinhaber da gewesen, nur George H. W. Bush hatte den Grenzstreifen bereits zuvor als Vizepräsident besucht.

Kim sieht sich gern auf Augenhöhe mit den Staatschefs von Weltmächten

Trump ist der zweite Präsident einer Weltmacht, mit dem sich Kim in jüngster Zeit getroffen hat. Erst kürzlich war Chinas Präsident Xi Jinping in Pjöngjang zu Besuch. Es war das erste Mal seit 14 Jahren, dass ein chinesischer Staatschef das von China hochgradig abhängige Land besucht hat. Seit 2011, als Kim die Führung Nordkoreas übernahm, hat sich die Stimmung zwischen den beiden Staaten deutlich verschlechtert: Kims atomare Ambitionen haben die Region seitdem zusätzlich destabilisiert. In seiner Amtszeit hat Kim mit vier Besuchen in China versucht, Einigkeit zu demonstrieren.

Xi hatte bei dem Treffen gesagt, “eine konstruktive Rolle” bei den Atomverhandlungen mit den USA spielen zu wollen. Nordkorea sei bereits auf dem richtigen Weg zu einer politischen Lösung des Konflikts. Die internationale Gemeinschaft erwarte von Nordkorea und den USA, dass sie weiter miteinander redeten und Ergebnisse erzielten. Die auch von China gedeckten internationalen Sanktionen gegen Nordkorea ließ Xi aber unerwähnt. Für Kim ist das Treffen mit dem chinesischen Präsidenten auch ein Propagandaerfolg, genauso wie gemeinsame Bilder mit Trump oder sein Treffen mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin im April.

Quelle:

https://www.zeit.de/politik/2019-06/nordkorea-grenze-donald-trump-kim-jong-un-handschlag

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